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investigativ - alternativ - konstruktiv

Ausgabe 5, Januar 2022

Elektromobilität – Erfahrungsbericht

Zwei Jahre Praxiserfahrung: das erste rein elektrisch betriebene Automobil in Metelen. Nützliche Informationen für Neueinsteiger.

Ein Umsteuern auf E-Mobilität wird zurzeit noch reich belohnt. „Die frühe Amsel pickt den Wurm.“ Der wirtschaftliche Vorteil eines rein elektrisch betriebenen Fahrzeuges (Beispiel E-UP!) gegenüber einem Fahrzeug mit alter Verbrennertechnik sind vielfältig:

Wirtschaftlichkeit am Beispiel des E-UP! (Kauf 2020):

  • E Mobil Förderung circa .9000,-- €

  • Händler Nachlässe

  • Steuerfreiheit über zehn Jahre

  • Versicherungsnachlässe 10-20 %.

  • Verbrauch: Eigenstrom oder zum Beispiel Naturstrom mit Nachlass auf dem Gesamtstromverbrauch (Arbeitspreis brutto 30,9 Cent kWh im E-Mobil Tarif 2022)

  • Ladestation Zuschuss 900,-- €

  • Zuschuss bei vorhandener Solaranlage 500 €

  • Auto Aufkleber Werbung für Naturstrom bis 175 € jedes Jahr

  • Reparaturkosten: Reduzierung durch geringeren mechanischem Verschleiß: Hauptkomponente Akku: Garantie acht Jahre oder 160.000 km.

  • Energie Kostenersparnis durch Solaranlage bei Eigenstromversorgung

  • Kostenloses tanken: Arbeitgeber, Supermärkte, Möbelhäuser.

  • Krisen unabhängige Dachtankstelle vor der eigenen Haustür

  • Lästige und zeitraubende Fahrten zur Tankstelle entfallen

  • Verminderte Unterhaltungskosten (Ölwechsel, Bremsbeläge, Inspektionen und so weiter)

  • Geringere Abschreibung, bessere Werterhaltung, da auf der „Höhe der Zeit“.

  • Betriebskostensteigerungen und möglicher Totalverlust (bei Verkauf) droht Verbrennern

  • Energiekosten circa 2,50 - 4,00 Euro je 100 km oder weniger (Verbrauch 12,7 kWh/100 km).

  • Extreme Beschleunigung bedeuten ein Sicherheitsplus in Gefahrensituationen.

  • Keine Reichweiteneinschränkung unter Einbeziehung zum Beispiel eines Leihwagens (circa 39 € pro Tag) oder anderer Verkehrsmittel (je nach individueller Situation).

Ein elektrisch betriebene Kleinwagen oder ein Pendler-Fahrzeug ist also eine gute Investition für den, der es bezahlen kann.

Geringverdiener gehen jedoch leer aus. Ungerechterweise finanzieren diese sogar über ihre Steuern die Förderprämie mit!

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Kritik: Die Fördergelder für luxuriöse Plug-In-Limousine entbehren jeder Grundlage: der Betrieb als reiner Verbrenner kann ja gar nicht ausgeschlossen werden! Zwei getrennte Antriebe machen das Auto noch schwerer und den Bedarf an Ressourcen und Energie noch größer.

  • Auch die Förderprämien für besonders schwere Luxuslimousinen nutzen nicht der Allgemeinheit. Das betrifft den erhöhten Platzbedarf, Gewicht, Energie, Umwelt, Klima und Ressourcen.

  • Das Angebot an zweckmäßigen Kleinwagen zu einem bezahlbaren Preis schrumpft zurzeit stark.

  • Warum in die EU importierte Fahrzeuge auch Prämien erhalten ist mir ein Rätsel. Sollen die Kinder zukünftig auch dort ihre Arbeit finden und die eigene Industrie Konkurrenz bekommen?

  • Auch die Förderung von mit Wasserstoff betriebenen und sehr teuren Fahrzeugen ist kontraproduktiv: Diese Antriebsweise benötigt fast die dreifache Menge Strom für 100 km Reichweite im Vergleich zu einem rein elektrisch betriebenen Fahrzeug. Außerdem ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt, dass zur Zeit Wasserstoff nur zu 7 % aus Strom hergestellt wird (ACE 2.2020: 18 % aus Kohle, 33 % aus Erdgas, 45 % aus Rohöl). Eine Antriebsenergie aus Öl –, Gas –, Kohle –, oder Kernkraftwerken verdient keine Förderprämie! Das ist nicht wirklich ökologisch, sondern ein Geschäftsmodell.

Politik: diese Beispiele zeigen deutlich, wie sehr die Politik eingemauert ist zwischen den Einflüssen von Individualinteressen, Auto – und Ölkonzernen sowie Forschungsabteilungen, die Aufträge sichern wollen.

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Die Umverteilung der Fördergelder auf Kleinfahrzeuge, Pendler Fahrzeuge, Motorräder, Mopeds und auf zum Beispiel Lastenfahrräder, wäre ökologisch richtig und zielt auf das Gemeinwohl ab. Dies wäre eine Investition für eine Zukunft, die gesellschaftliche Spaltungstendenzen verhindert. Damit meine ich Konflikte zwischen Generationen (Fridays for Future) sowie eine Polarisierung zwischen Superreichen und Bedürftigen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten…

Wer ein Elektroauto fährt, wird manche Fragen beantworten müssen.

Lithium: es ist ein wertvoller Rohstoff, der in Wüsten und Tagebauten gewonnen wird. Lithium Akkus sind in Mähroboter, Werkzeugmaschinen, Bordakkus, Handys und so weiter. Die meisten der Geräte könnten auch mit einem Kabel ihre Funktion ausüben. Erst mit Elektrofahrzeugen ist Lithium in die Kritik geraten. Doch welche Technik belastet nicht die Umwelt? Rohstoffe sind wertvoll und nützlich. Sie müssen sozialverträgliche gewonnen werden. D. h., dass die Probleme nicht in andere Länder ausgelagert werden dürfen (Externalisierung). Oft aber versagt die Politik, wenn große Konzerne Druck ausüben.

SONNE BEWEGT ALLES - FEUER WAR GESTERN

Kraftstoff: ist ein Auto mit alter Verbrenner Technik die Alternative? Welche Schäden erzeugen Öltürme auf dem Festland oder im Meer? Auslaufende Tankschiffe führen zu nachhaltigen Schäden an der Küste und im Meer. Welche Risiken bestehen bei Ölpipelines und Tankwagen, die durch unsere Orte fahren? Hinzu kommen Luftschadstoffe, Klimaschäden und Grundwasserverschmutzung. Ist uns bewusst wie viel Kriege für das Öl geführt werden? Und wurde jemals gezählt, wie viele Menschen für Öl ihr Leben verloren haben?

Fazit: die Umweltschäden beim E-Mobil konzentrieren sich auf den Herstellungsprozess. Ganz anders ist dies bei Verbrennern: mit jedem gefahrenen Kilometer belastet er die Umwelt fortwährend: ein Autoleben lang! Und dann war da noch anfänglich das Märchen von der schlechten Ökobilanz. So wurde mal eben schnell ein E-Mobil mit einem Diesel gleichgesetzt. Ein kleines E-Mobil, das mit Ökostrom fährt, erreicht bereits nach 30.000-40.000 km den Schwellenwert. Man sollte eher mal darüber nachdenken wie viel interessierte Kreise es gibt, die eine wirtschaftliches Interesse daran haben, die E – Mobilität hinauszuzögern und schlecht zu machen. Erst recht, wenn es um Kleinwagen geht.

Ein ausgereifter und vielfach prämierter E-UP! (Zahlpreis 16.500 €) ist zurzeit nicht lieferbar und man solle doch einen ID3 kaufen.

 

E-UP! Familie Hoffmeister

Physik: je größer jedoch ein Elektroauto ist, je größer ist das Gewicht, je größer der Lithium-Akku und je kleiner wird die relative Reichweite. Mein kleiner, viertüriger E-UP! braucht nur einen kleinen 32,2 kW Akku, um eine Reichweite von 260 bis 320 km erzielen zu können. Ein mittel großes Fahrzeug mit einem doppelt so großen Akku (64,4 KW) fährt jedoch keine 520–640 km weit. Deshalb gibt es bei Lastwagen auch nur eine Grenze bezüglich der Reichweite. Je größer und schwerer ein Fahrzeug ist, je geringer ist die Effizienz und je schlechter die Ökobilanz.

Für mich ist klar, dass ein E – Mobil nur ein einziger Baustein auf dem Weg zur Mobilitätswende ist. Einen Leihwagen für 39,00 € zu mieten, wäre zum Beispiel vernünftiger als ein ganzes Jahr mit einem zu großen Auto zu fahren, vom öffentlichen Verkehrsmittel, dem Fahrrad und der Fahrgemeinschaft mal abgesehen.

Wasserstoff: gegen ein E – Mobil wurde noch ein weiteres Argument aufgeführt: „wenn überhaupt, dann kaufe man ein Wasserstoff Auto“ so lautet die Ausrede. Tatsache ist, dass der Antrieb eines Elektroautos mit Wasserstoff eine Umweg – Technologie ist. Eine derartige Stromverschwendung können wir uns zukünftig gar nicht leisten. Wo heute nur eine Windkraftanlage steht, werden dann vier Anlagen stehen müssen. (Ein ausführlicher Beitrag folgt). Aber wer ein Statussymbol braucht – nur zu!

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Fazit: die Konsequenz aller Betrachtung ist die Beendigung eines zügellosen Wachstums und des zur Schaustellens. Unsere Erde braucht mehr Bescheidenheit (Suffizienz). „Weg vom Übermaß!“