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Ausgabe 10. September 2024

Akkutechnologie für die Freizeit: 

Mehr Strom, weniger Gewicht, mehr Platz, mehr Zyklen und ein unschlagbarer Preis! Erfahrungsbericht zu günstigem Lithium Eisenphosphat-Akkus (LFP).

Neuartige Stromspeicher wie die LiFePO4 Batterien haben eigentlich bisher nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Die vielen positiven Aspekte sind z.B. den meisten Campern bislang nicht bekannt. Außerdem variieren die Preise unterschiedlicher Fabrikate zum Teil extrem. Sehr hohe Preise, aber schrecken ab und extrem niedrige verleiten zu der Annahme, diese Spezial Akkus würden nichts taugen. Preiswerte Fabrikate kosten kaum mehr als ein üblicher Gel-Bord Akku. Bei genauerer Betrachtung sind sie sogar billiger und haben bemerkenswerte Vorteile.

Platzersparnis: Wenig Akku

Da auch wir geizig (Ehr-geizig) und gierig (Neu-gierig) sind haben wir diese innovative Akkutechnik jetzt über 3 Jahre getestet.

Ein LFP-Akku versorgt die BORDSTROMTECHNIK (12V) unseres Wohnmobils samt 220-Volt Wechselrichter. Außerdem haben wir 10 weitere LFPS in einer netzunabhängigen INSELSTROMANLAGE im Wohnhaus verbaut. (Inselstromanlagen liefern im Gegensatz zu Balkonanlagen bei einem Netzkausfall weiter Strom!) Genaueres erfahren Sie im Themenblock „Vorsorge“. Im Normalfall ersetzt die Anlage den teuren Netzstrom für eine ganze Reihe Haushaltsstromverbraucher. Interessant ist auch, dass wir im Gegensatz zum öffentlichen Netz im kleinen Maßstab Stromspeichertechnik anwenden.           

Günstige LFP-Akkus: Alle Erwartungen wurden übertroffen!

Wesentliche Vorteile eines LFP-Akkus als Bordstromspeicher
Der Einsatz der LFP-Akkus im WOHNMOBIL, WOHNWAGEN, auf dem SCHIFF, im ZELT oder für eine NOTSTROMVERSORGUNG hat viele positive Aspekte.

  1. Gewicht: Wer ein relativ großes Wohnmobil mit einer Gewichtsbegrenzung unter 3,5 Tonnen fährt, wird auf einer Wiegestation schnell feststellen, dass er mit jedem Kilogramm Zuladung geizen muss. Ein Gel-Akku wiegt ca. 27 Kilogramm. Wenn ich ihn durch einen leichten LFP-Akku austausche, der nur 6 kg wiegt, stehen mir ca. 20 Kg Zuladung zur Verfügung. Das bedeutet, ich kann mehr erfreuliche und nützliche Sachen wie Bücher, Konserven, Wäsche oder Wasser mit auf Reisen nehmen. In der Regel sind sogar 2 der schweren Bleiakkus eingebaut. Da gewinne ich bei einem Akkutausch sogar gute 40 Kilo! 
    Leichtgewicht statt bleischwer
  2. Leistung: Aus Gewichtsgründen befand sich in unserem Wohnmobil nur ein einziger Bordakku (80 Amp). Er wog 27 Kilogramm. Die Ladeleistung betrug 12x80=960 Watt. Systembedingt können davon bei einem Gel-Akku nur ca. 50 % genutzt werden. Eine tiefere Entladung schadet dem Akku. Nutzbar sind daher nur rd. 500 Watt.
    Vor 3 Jahren tauschte ich den Akku gegen einen LFP-Akku mit nur 60 Amp. aus. Der kleinere LFP-Akku hat eine Ladung von 12x60=720 Watt. Diese Ladung ist jedoch fast uneingeschränkt abrufbar, sodass der Nutzen größer ist. Die Umstellung auf 60 Ampere hat zu keinerlei Einschränkungen im gewohnten Stromverbrauch geführt auch nicht nach 3 Jahren. Die Spannung im Bordnetz beträgt ohne Last 13 – 13,3 Volt. Bei wechselhaftem Wetter und mehrstündigem Fernsehbetrieb fällt sie auch nicht unter 12,5 Volt. Die Notwendigkeit einen 2. Akku parallel zu installieren hat sich zu keiner Zeit ergeben.
  3. Haltbarkeit: Während bei einem Bleiakku von ca. 400 Ladezyklen (Laden/Entladen) auszugehen ist, können bei einem LFP-Akku die Zyklen bis zum 10-fachen betragen. Nur der Anschaffungspreis beträgt bei der entsprechend längeren Lebensdauer nicht das 10-fache. (Das allerdings bleibt noch abzuwarten).
  4. Leistungsgrenzen: Bei LFP-Akkus können Verbraucher mit hohen Wattzahlen angeschossen werden. Das erhöht den Umfang verschiedener Verbraucher, die angeschlossen werden können. Genaue Angaben findet man im Internet unter den Begriffen „Datenblatt/technische Daten". Zum Anlassen von Anlasser-Motoren sind sie wohl wegen der hohen Anlaufströme nicht geeignet. 
  5. Platzbedarf: LFP-Akkus haben bei vergleichbarer Leistung ein geringeres Gehäusemaß. Im Akkufach können entweder erheblich größere „Stromvorräte“ gebunktert werden oder es entsteht freier Platz für mehr Utensilien. Sie finden auch in einem Kombi oder Bulli ein passendes Plätzchen, wo sie als Powerbank gute Dienste leisten. Diese neuartigen Akkus können auch in verschiedenen Lagen verbaut werden. Wegen des geringen Gewichtes lassen sich sicherlich auch Bootsmotoren antreiben und die Farhzeiten erheblich verlängern. Ergebnis: Mehr Spaß...
  6. Sicherheit: In fast allen hoch modernen LFP-Akkus ist ein elektronisches Überwachungssystem eingebaut (BMS). Es ist ein Schutzsystem. Laut Händlerausgaben könen diese Akkus sich nicht entzünden. Einige Hersteller werben damit, dass ihre Akkus auch kurzschlusssicher seien. Ergebnis: Mehr Sicherheit.
  7. Preis: Die von mir eingesetzten Akkus konnte ich über das Internet bei www.autobatterienbilliger.de beziehen. Sie sind unter der Produktbezeichnung Accurat geführt. Die Ausführung als 60 Amp LFP-Akku gab es bereits für ca. 330 Euo. Ein großer und sehr schwerer Gel-Bordakku dürfte kaum billiger sein. Und weil solch ein Akku unhandlich und schwer ist, erhöhen sich die Kosten meistens noch wegen des Einbaus durch eine Firma.

Stellplätze voll - Stromspeicher leer?
Machs anders - da muss ein richtiger Akku her!

Mit diesem Beitrag möchten wir unseren treuen Lesern auf eine neue Technologie hinweisen. Details sollten Sie im Internet recherchieren. Wichtig sind uns unsere praktischen Erfahrungen, bevor wir etwas in einem Beitrag ansprechen. So ergeben sich auch ein paar wichtige Anmerkungen:

  • Die von mir eingesetzten LFP-Akkus setze ich im Winter nicht der Kälte aus. Entweder man baut sie aus oder temperiert sie über die Heizung des Wohnmobils. Ich denke, dass ein 12 – oder 220 Volt „Elektroheizkabel“ auch völlig ausreicht, den Akku auf Temperatur zu halten. Diese Kabel gibt es in verschiedenen Längen. Der Stromverbrauch beträgt 15 Watt pro Meter Länge. Es gibt auch LFP-Akkus, die mit einem eingebauten Heizelement winterfest sind. Die -5 Grad im Winter 23/24 hat der Akku ohne Ausbau problemlos überlebt. 
  • Leider dürfen mehre LFP-Akkus nur parallel betrieben werden. Das bedeutet Plus an Plus und Minus an Minus. Gleiche Akkus sollten nur bei gleicher Spannung und gleichem Alter miteinander verschaltet werden. So können z.B. zwei 60 Amp. – Akkus auf 120 Amp. aufgerüstet werden. Die Kabelquerschnitte müssen so gewählt werden, dass je nach Anforderung die Kabel nicht zu heiß werden (Kabelbrandgefahr!). Auskunft hierüber geben Tabellen. Außerdem verwende ich sogenannte Hochstromsicherungen, die gerade so viel Strom durchlassen, wie gebraucht wird. LFP-Akkus dürfen nicht in Reihe, d.h. hintereinander verschaltet werden, um z.B. 12 Volt auf 24 Volt erhöhen zu wollen. 
Geschenkte Sonnenenergie
  • Wichtiger Hinweis: Das Bordnetz eines Wohnmobils darf nicht mit einer höheren Spannung als 14.4. Volt versorgt werden. Einige LFP Akkus dürfen jedoch bis zu Spannungen von 14,7 Volt geladen werden. Ein solcher Wert führt zum Ausfall der Bordelektronik. Bei dem einstellbaren Solarladeregler von Büttner Elektronik wähle ich daher einen Maximalwert von 14,4 Volt oder niedriger. Benutze ich ein spezielles LFP-Netzladegerät was zu hohe Endspannungen erzeugt, trenne ich das Bordnetz bis der Ladevorgang beendet ist und die Akkuspannung unter 14,4 Volt liegt. Die 15 Euro für ein 12 Volt-Messgerät sollte man unbedingt investieren. Es heißt auch, man könne solche Akkus mit der bereits vorhandenen Ladeelektronik betreiben. Möglicherweise wird man dann einige Effizienzverluste in Kauf nehmen müssen. (Das Ladeprogramm ist dann anders)
  • Ein Solarregler darf immer nur dann mit dem Akku bzw. Bordnetz verbunden werden, wenn es draußen dunkel ist oder die Kollektoren abgedeckt wurden. Ich musste feststellen, dass sonst die Ladespannung sehr schnell zwischen sehr hohen und niedrigen Werten wechselten. Ich vermute, dass sich die Spannungsregelungen des Solarreglers mit der Spannungsregelung des BMS-Systems gegenseitig beeinflussen.
Laderegler mit vielen einstellbaren Sonderfunktionen
  • Anfänglich hatte ich mit einem anderen Fabrikat folgende Erfahrung gemacht: Jeder der beiden LFP-Akkus (je 40 Amp.) hatte eine Restladung von nur ca. 3 Volt und waren nicht mehr aufladbar. Die beiden Akkus wurden von beiden Wohnmobilhändlern problemlos zurückgenommen. Ich vermute, dass die beiden Akkus wegen der ungewöhnlichen Amperezahl zu lange auf Lager waren und völlig entladen wurden, zumal eine Funkverbindung zum Smartphone bestand. Das elektronische Überwachungssystem (BMS) braucht offensichtlich eine Mindestspannung, Schade, das Fabrikat hatte einen Löwenvorteil: Es gab eine 5-jährige Garantiezeit und der Akku war aufschraubbar.  
Wechselrichter: aus 12-Volt werden 220-Volt.
Empfehlung: Gerät möglichst mit Fernsteuerung.

Fazit
Unsere Urlaubserfahrungen reichen vom Zelten bis zum eigenen Ferienhaus. Zuletzt haben wir uns wieder für ein Wohnmobil entschieden und stehen auf einem natürlichen Gelände am Atlantik in der Bretagne ohne Netzstromanschluss. Wir machen vieles anders und schätzen ein ungezwungenes und selbstbestimmtes Leben. Zu diesen Freiheiten gehört auch die ausreichende Verfügbarkeit von Elektrizität. Dies ermöglichen uns 2 Sonnenkollektoren zu je 100 Watt/Std. Laderegler und ein 60 Amp LFP-Akku mit dem gelegentlichen Einsatz eines Wechselrichters, der 12 Volt in 220 Volt umwandelt. 2022 wurde das Fahrzeug 6 Wochen nicht bewegt und nur die Sonne schenkte uns den Strom- und damit sehr viel Annehmlichkeiten: Uneingeschränkt nutzten wir 2 Elektroräder für tägliche Radtouren und Einkäufe. Akkubetriebene Elektrowerkzeuge wie z.B. Freischneider, Bohrmaschine, Baumsäge leisteten ihre Dienste. Eine Sat-Anlage versorgte uns mit Wetterbeichten, Nachrichten und Filme über Stunden am Tag. Als jedoch ein Extremsturm 2023 die Sat-Anlage zerlegte, blieb viel Zeit für diesen Artikel und dem Lesen wertvoller Bücher… Auch im Sommer 2024 versorgte uns der kleine leichte Spezialakku wieder viel Wochen mit ausreichendem Strom für das Bordnetz.

Bitte an Hersteller: Baut 24 Volt LFP Akkus für Elektrorollstühle! Eine 4-fache Reichweite, ein geringeres Transportgewicht, eine bessere Verstaubarkeit macht Rollstuhlfahrer glücklich. Auch Randgruppen müssen an Innovationen teilhaben können und dürfen nicht vergessen werden! 

Unter der Rubrik „Vorsorge“ finden Sie auch andere Anwendungsbereiche für LFP-Akkus:

  • Notstromfähige Inselanlage läuft auch bei Netzausfall und ist damit besser als eine Balkonanlange
  • Stromausfallüberbrückungstechnik für medizinische Geräte im Haushalt und unterwegs. Mit einfacher Handhabung (unbedingt weitersagen!)

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Bretagne, Crozon, Anse de Dinan

Alle Bilder zum Artikel auch als Diashow!