Ausgabe 1, Dezember 2021
Hochwasserschutz kann jeder ...
Wie es geht, zeigt dieser Artikel.
Extremklimaereignisse sind auch bei uns angekommen:
Übergelaufene Bäche und Flüsse, vollgelaufene Keller, überschwemmte Straßen und überflutete Kanalnetze. Neue Höchststände auch bei uns. Keiner zwingt uns nur zuzuschauen, mach's anders!
Ein konkretes Beispiel als Beitrag zum Hochwasserschutz:
- Die bestehende Einfahrt unseres Hauses, mit Steinpflaster vor den Doppelgaragen, wurde an der Ausfahrt zur Straße zurückgebaut.
Teilrückbau der versiegelten Fläche
Ein Teil der Pflasterung wurde durch ein dicht bewachsenes Beet ersetzt. Die Versiegelung wurde auf die nur notwendige Fläche reduziert. - An dem Übergang der Einfahrt zur Straße befindet sich ein Abflusskanal mit einem befahrbaren Gitter. Die Regenniederschläge der gesamten Einfahrt werden hier aufgenommen.
- Am Ende des Abflusskanals ist ein zusätzlicher Pufferspeicher (Kunststofftonne) im Blumenbeet versenkt worden.
Unter den Steinplatten befindet
sich der Pufferspeicher
Diese Tonne ist nach unten hin offen. Zusätzliche Bohrlöcher ermöglichen es, dass das Regenwasser nach und nach dem Boden zugeführt wird. Mit diesen Maßnahmen werden die Niederschläge der Einfahrt nicht zu den Schäden durch Starkregenereignisse beigetragen. - Auch das Regenwasser des Carports wird neuerlich durch ein braunes 5cm-Rohr in das nahe Blumenbeet abgeleitet. Ein positiver Nebeneffekt besteht darin, dass die erhöhte Bodenfeuchte den Wassermangel in Extremhitzeperioden überbrücken kann.
- Das Regenwasser einer Dachhälfte ergoss sich ursprünglich auf das Garagendach.
Das Regenwasser der verdeckten Dachrinne wird umgeleitet.
Jetzt wird das Wasser umgeleitet. Es fließt jetzt nicht mehr durch den Garagenabfluss in die Kanalisation. - Das Regenwasser auf dem Garagendach könnte nicht in den Garten abgeleitet werden. Positiv wirkt sich jedoch aus, dass das Betondach mit zwei Teichfolien abgedeckt und begrünt wurde.
Begrüntes Garagendach wirkt wie ein Schwamm (Eigenbau ~300 €)
Die neue Deckschicht ist wie ein Schwamm. Regen wird gespeichert und verdunstet. Bei starken und anhaltenden Regenfällen findet die Ableitung ins Kanalnetz verzögert statt. Gäbe es nur grüne Dächer, wäre die Wucht der ersten Flutwelle vermindert. - Das Fallrohr der gegenüberliegenden zweiten Dachhälfte wurde unterbrochen, damit die Regenflut nicht in die Kanalisation gelangt. Die Regenmengen beider Dachflächen werden gemeinsam über ein Rohr in einen Teich geführt.
Regenwasser wie Abwasser ent-sorgen - Die Teichanlage besteht aus zwei Ebenen: Im tiefen Teil soll stets Wasser vorhanden sein. Es ist also ein kleiner Teich in einer großen Senke. So bleibt die Wasserstelle selbst bei Trockenheit eine Gartenoase. Kleine Larven, Molche und Frösche sollen hier überleben und verhindern zuverlässig eine Vermehrung von Mücken.
Ohne Teich wäre ich hier nicht ... Impressionen zur Regenwassernutzung
Teich entkrautet
Je nach Jahreszeit und Starkregenereignissen fühlt sich auch die obere Stufe der Teichlandschaft.
Träumen im Paradies...
Oben: Überschwemmungsgebiet mit Schwertlilien
Unten: Dauerwasserstelle, zugewachsen
Rand der Teichanlage
Überlebensraum für Insekten, Schmetterlinge
und Amphibien
Die hier beschriebenen Maßnahmen ließen sich noch verbessern.
- Statt Pflastersteine könnte man von Anfang an Gittersteine verwenden. Schotter-Rasen wäre noch besser, da die Herstellung von Beton 8 % der CO₂-Emissionen ausmacht.
- Der Abflusskanal mit Stahlgitter könnte kostengünstiger und ressourcenschonender durch eine Abflusssenke ersetzt werden.
- Statt über Rohre kann man das Regenwasser über ein Bachbett aus flachen Natursteinen zum Teich leiten. Steine gibt es wie Sand am Meer auf Baustellen und Feldern des "Schöppinger Berg".
Kreative Familien finden hier ein sehr erfolgreiches Betätigungsfeld. Würden sich alle Grundstückseigentümer und Hausbesitzer an einer Hochwasserprävention beteiligen, könnten die Menschen an Bächen und Flüssen - bis hin in die Niederlanden - etwas besser schlafen.
Belohnt werde ich übrigens mit einem Begleiteffekt:
Der Grundwasserspiegel für meinen Brunnen steigt wieder, es gedeihen andere Pflanzen, ich muss weniger gießen, die Verdunstung sorgt für ein angenehmes Kleinklima sowie Kühlung und der Teich wird zum Top-Erlebnisort meines Naturgartens.
Vielleicht teilen Sie meine Erkenntnis, dass Regenwasser auch zu wertvoll ist, "ent-sorgt" zu werden.
Politiker und Gesetzgeber sollten daran gemessen werden, wie kreativ sie die vielen Möglichkeiten nutzen, eine Vertsiegelung des Boden zu vermeiden. Im Kreis Borken sind es 10.000 m2 am Tag und in ganz Deutschland über 60 ha (mehr als 80 Fußballfelder).
Dabei wissen wir doch alle, die Erde wächst nicht.
Fazit: Naturkatastrophen kommen in den meisten Fällen nicht durch die Natur.
machsanders.eu
Fotos: Hans Hoffmeister