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Ausgabe 20. November 2023

Dramatischer Rückgang bei Schmetterlingen – Ursachensuche – Versuch einer Erklärung

Schon im März 2023 stellt der Autor in seinem Schmetterlingsfreundlichen Naturgarten besondere Auffälligkeiten fest. Es ist der Monat, an dem die überwinternden/überlebenden Schmetterlinge sich erstmalig auf den Blüten des rosaroten Schneeballs zur ersten Nahrungsaufnahme einfinden müssten. Im Februar/März 2019 waren es dutzende Schmetterlinge von mindestens sieben verschiedenen Arten. Es ist davon auszugehen, dass sie den Winter überlebt haben.

Auffälligkeiten ab März 2023

Im Jahr 2023 lohnte es sich nicht mehr mit einer Kamera und speziellen Objektiven auf „Schmetterlingsjagt“ zu gehen. Übers Jahr gesehen (Stand Anfang September) war festzustellen:

  • Falter, die sich nicht mehr zeigten oder so gut wie nicht mehr im Schmetterlingsparadies einfanden:
    Taubenschwänzchen, Aurorafalter, Distelfalter, Bläulinge, C-Falter, Kleiner Fuchs, Waldbrettspiel, Landkärtchen (1. Generation).
  • Zitronenfalter, Tagpfauenauge, Admiral waren früher täglich anzutreffen und sind bisher vergleichsweise nur noch selten und vereinzelt zu sehen.
  • lediglich Weißlinge waren in vergleichsweise große Anzahl (bis zu 6 Exemplaren) anzutreffen.

Freude brachte mir die wiederholte Sichtung eines Landkärtchenfalters der 2. Generation und eines Glasflüglers, der mit meinen Bestimmungsbüchern nicht zu bestimmen war.

Bereits am 05.07.2023 hatte ich in einem umfangreichen Artikel in der Münsterschen Zeitung über meinen „anderen“ Garten („Jahresabo für fleißige Insekten“) auf diese Entwicklung hingewiesen.

Zitat: „Wir sollten jede Veränderung der Natur als Warnung verstehen“

Die Flugzeiten der Falter waren da bisher nicht abgeschlossen. Ich hatte noch die Hoffnung, dass sich da noch etwas zum Guten entwickeln würde. Über die Gründe der Ausfälle hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits Spekulationen angestellt. Im Zusammenhang mit der Schmetterlingszählaktion war dann am 01.09.2023 einer Zeitungsnotiz zu entnehmen:

„Noch nie wurden uns so wenige Falter gemeldet“

Im Deutschlandradio war noch zu erfahren, dass es hierfür bisher noch keine Erklärung gäbe. Eine Erklärung ist jedoch wichtig, denn Falter sind Umweltindikatoren: Mit dem Verschwinden oder Sterben warnen uns Tiere und Pflanzen vor Veränderungen, die zuletzt auch uns gefährlich werden. Wenn z.B. im See Fische sterben, warnen sie uns davor daraus Wasser zu trinken.

Der zahlenmäßige Rückgang der Falter und die Reduzierung der Artenvielfalt in so extrem kurzer Zeit veranlassen mich über mögliche Gründe zu spekulieren und eine Diskussion anzuregen.

Spritzmittel: Pflanzen und Insektengifte werden schon über Jahrzehnte eingesetzt und tragen zum kontinuierlichen Artensterben bei. Doch die Diskussion über dieses Thema lässt die Annahme zu, dass immer weniger Gifte eingesetzt werden. Ich gehe zumindest davon aus, dass die Menge der Spritzmittel nicht in einer so kurzen Zeit so stark zugenommen hat, wie die Zahl der Schmetterlinge abgenommen hat.

Blühsteifen: In den letzten Jahren haben Blühstreifen an Feld- und Fahrbahnrändern zweifelsfrei stark zugenommen. Auch die Auswahl der Blühpflanzen wurde optimiert.

Ich frage mich jedoch, ob diese Maßnahmen zielführend sind. Sie sind gut gemeint, bewirken möglicherweise das Gegenteil.

  • Wenn in der freien Landschaft Flächen intensiv bewirtschaftet oder weiter versiegelt werden, sind die noch verbliebenen Schmetterlinge gezwungen sich auf diese Blühstreifen zu konzentrieren.

  • Werden Blühstreifen zur falschen Zeit gemäht und das Pflanzenmaterial sogar abtransportiert, ist der komplexe Lebenszyklus (Ei-Raupe-Puppe-Falter) zerstört.

Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied…

  • An Straßenrändern konzentrieren sich Schadstoffe. Kein vernünftiger Mensch würde dort seinen Salat anpflanzen oder Löwenzahn für sein Stallkaninchen ernten. Die Schmetterlinge ernten hier Nektar und die Raupen fressen die belasteten Pflanzenteile.

  • Schmetterlinge „teilen“ sich mit den Autos die nahe Straße, jedoch wird kein Auto anhalten. Und wenn mittlerweile keine Falter mehr an der Windschutzscheiben kleben, signalisiert das den extremen Rückgang selbst im Gelände mit optimierten Pflanzenwuchs.

  • Selbst Mittelstreifen auf Autobahnen werden z.B. mit Schmetterlingsbüschen ausgestattet. Hier gilt das Prinzip „Mit Speck lockt man Mäuse in die tödliche Falle“. Über viele Kilometer konnte ich an diesen Autobahnabschnitt keinen einzigen Schmetterling mehr ausfindig machen… Würden Sie ihre Kinder am Fahrbandrand einer Landstraße oder Autobahn unbeaufsichtigt spielen lassen?

  • Autos töten Schmetterlinge auch in Vorbeifahren, ohne sie zu berühren. Extreme Luftdruckveränderungen (Barotrauma) setzten den zarten Wesen stark zu.

Sonnenbrand:

Als Folge unseres fortwährenden Angriffskrieges gegen das Klima reagiert das Klima mit Wetterextremereignissen. Hierzu zählt die todbringende Hitze. Machen Sie doch einmal bei Temperaturen zwischen 30 Grad und 40 Grad ein Experiment: Wie lange können Sie Ihre Hand dann auf ein schwarz lackiertes Auto legen? Bei Sonnenschein hat sich die dunkle Oberfläche auf 70 Grad aufgeheizt. Bei weißem Autolack verbrennen Sie sich die Hand etwas weniger… Da stellt sich doch die Frage:

  • Wie lange kann ein zarter, bunter oder schwarzer Falter sich solch einer Hitze aussetzten?

  • Nach welcher Zeit wird das Eiweiß der Schmetterlingseier gerinnen?

  • Wie viel Zeit bleibt einer Raupe, wenn sie ihr Schatten spendendes Blatt verzehrt?

  • Wie rettet sich die Puppe, wenn sie nicht weglaufen kann?

Viele Mitmenschen teilen mit mir die Beobachtung, dass sie, wenn überhaupt – nur noch weiße Falter bisher gesichtet haben.

Eine Erklärung für das auffällige Ausbleiben dunkler Falter in den zum Teil sehr heißen Sommermonaten könnte im Kontext unserer Klimazerstörung stehen:

  • Bei farbintensiven, bunten, dunklen oder schwarzen Faltern wird von den farbigen Schuppen ein großer Teil des Sonnenlichtspektrums nicht reflektiert, sondern in Hitze umgewandelt. Genauso wie wir Menschen müssen sich diese Falter vor extremer Hitze schützen. Statt ihren Aufgaben zur Erhaltung ihrer Art nachzugehen, sind sie gezwungen, den Schatten aufzusuchen. Wenn sie sich jedoch „Hitzefrei“ nehmen, fehlt ihnen Zeit für Nahrungsaufnahme, Eiablage, Bestäubung und Partnersuche.

  • Möglicherweise verhalten sich die Falter so wie wir Menschen: Sie wandern aus in nördliche Gebiete, in denen die Bedingungen so sind, dass sie überleben können. Wenn im Herbst die Temperaturen und die Strahlungskräfte der Sonne abnehmen, besteht die Chance, dass überlebende Exemplare auf ihren Rückweg uns einen Besuch abstatten.

Auch wenn dann kaum noch etwas blüht, werden sie sich an faulem Obst (Pflaumen, Birnen, Äpfel,) stärken können. Erst 2024 werden wir feststellen, wie sich die Flucht in eine andere Region auf Eiern, Raupen und Puppen auswirkt.

Menschen verhalten sich nicht anders. Schließlich gehören sie zum gleichen System. Völkerwanderungen und Verlagerungen von Urlaubszielen in klimatisch mildere Regionen kündigen sich bereits an. Die Schuld an dem Wandel vom „Traumurlaub zum Trauma“ hat nicht das Klima – sondern der Mensch. Er ist Verursacher.

  • Wir fliegen weiter und tragen die Schuld für Klimaschäden ohne Schadenersatz

  • Wir fliegen in heiße, südliche Regionen.

  • Wir setzten uns freiwillig der prallen Sonne aus.

In manchen Fällen ist das Hirn, das uns die Schöpfung gegeben hat, eine pure Verschwendung. Menschen glauben einfach, dass sie das Richtige tun, weil es ja alle tun…

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Bleiben Sie wissbegierig!


Schmetterlingsgrüße!